Seite wählen
Projekt „Pandemie-Träume-Archiv“

Projekt „Pandemie-Träume-Archiv“

Dass COVID-19 Einfluss auf unser Schlaf- und Traumverhalten hat, hast du bereits im Artikel zum Projekt „Wächter des Schlafes“ zu Träumen während des Coronavirus gelesen. Aber wovon träumen wir während der Pandemie? Und gibt es vielleicht semantische Vernetzungen?

Pandemie-Träume-Archiv

Ein Team aus Forschern und bildenden Künstlern hat es sich selbst zur Aufgabe gesetzt „durch einen Prozess der semiotischen Analyse unter Verwendung verschiedener Sprachverarbeitungssoftware und spezifischer Systeme der Traumpsychologie … eine onirische [= dem Traum zugehörige] Kartographie der Pandemie zu erstellen„. Das Ergebnis ist eine Datenbank namens Pandemie-Träume-Archiv (engl. Pandemic Dreams Archive).

Sie ist Bestandteil des Projektes „Hijacked Futures X the Anti-Hijacking of Dreams„, welches seit 2015 in verschiedenen Ländern angewendet wird.

Im Augenblick sind 516 Träume vorhanden. Mich erinnert das Projekt an die Fernsehserie „FlashForward“, wo Menschen auch ihre Visionen/Träume während eines weltweiten Phänomens in einer riesigen Datenbank, der so genannten Mosaik-Sammlung, bündeln. So wird Science-Fiction zu Science Fakten.

Willst du durch Pandemie-Träume navigieren und erkunden, wie diese semantisch zusammenhängen? Dann klicke dich rein. Oder noch besser: Mach selbst mit. Jeder ist aufgerufen seine Pandemie-Träume hier einreichen.

Lexikon Traumkultur

Lexikon Traumkultur

Nachdem einige internationale Projekte zum Thema Traum präsentiert wurden, geht es heute um ein nationales Vorhaben.

Das Lexikon Traumkultur ist ein Projekt des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkollegs „Europäische Traumkulturen“ an der Universität des Saarlandes. (Deren Mitgliederseite im Übrigen eine der originellsten ist, die ich seit langem gesehen habe.)

Über das Projekt „Europäische Traumkulturen“

Das Graduiertenkolleg erforscht den Traum als Kulturphänomen in Europa. Laut eigenen Angaben geht es dem Projekt „nicht um die Entschlüsselung künstlerischer Träume mit Hilfe aktueller Traumtheorien … oder um eigene wissenschaftliche Forschungsarbeit am Traum, sondern um eine Rekonstruktion der kulturellen Traumarbeit in ihrem Zusammenspiel von Wissen und Kunst“.

Das Traumlexikon will ausgewählte Beispiele aus der Wissens-, Literatur- und Mediengeschichte des Traums vorstellen. Es ist in Form eines Wikis aufgebaut und enthält folgende Kategorien:

  • Traumtheoretische Schriften,
  • Traumberichte in Schrift und Bild,
  • Träumen in der Literatur,
  • Träumen in der bildenden Kunst,
  • Träumen in Fotografie, Film und Fernsehen

sowie

  • Träumen in der Musik.

Im Augenblick sind 46 Artikel vorhanden. Sogar Comics wie beispielsweise „Little Nemo in Slumberland“ finden Erwähnung, was mich besonders freut.

Das Wiki ist work in progress, es lohnt sich also regelmäßig vorbei zu schauen.

Webseite

Proof of Concept zu „Interaktivem Träumen“

Proof of Concept zu „Interaktivem Träumen“

Die empirische Traumforschung erfreut sich zunehmender Beliebtheit, wie mein Artikel Projekt „Wächter des Schlafes“ zu Träumen während des Coronavirus zeigt.

Proof of Concept zu „Interaktivem Träumen“

In einer Studie stellten vier unabhängige Laborgruppen in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und den USA einen Echtzeitdialog zu (Klar-)Träumern während des Schlafes her. Die Forscher verglichen den Versuch, mit klaren Träumern zu kommunizieren, hierbei mit dem Versuch, mit einem Astronauten im Weltraum in Kontakt zu treten, und es ist die Unmittelbarkeit der Reaktionen, die diesen neuen Ansatz so aufregend machen.

Oft werden Träume als losgelöste Realität („Traumwelt“) wahrgenommen, die von der realen („wachen“) Welt getrennt ist. Dies impliziert, dass keine Interaktion zwischen diesen beiden Welten möglich ist. Forschung wie das „Interaktive Träumen“ beweist das Gegenteil und ermöglicht eine neue Perspektive auf Träume, deren Kommunikationskanäle und Outputs. Für mich als Traumbotschafterin ist diese Entwicklung nur zu begrüßen. Es erinnert mich an ein Zitat aus dem Superheldenfilm THOR:

Eure Vorfahren nannten es Magie, ihr nennt es Wissenschaft. Ich komme von einem Ort, an dem es ein und dasselbe ist. 

Forschungsquelle

Real-time dialogue between experimenters and dreamers during REM sleep
Current Biology 2021, Vol. 31, [No. 7], 1–11

Projekt „Wächter des Schlafes“ zu Träumen während des Coronavirus

Projekt „Wächter des Schlafes“ zu Träumen während des Coronavirus

Generell sieht sich die Traumforschung mit einem Problem konfrontiert: Das Traumgeschehen, wie es der Träumer erlebt, ist erfahrungswissenschaftlich nicht unmittelbar zugänglich. Es braucht andere Zugänge. Die Experimentelle Psychologie ist einer davon. Sie untersucht unter anderem Zeugnisse der Träumer, das heißt die Beschreibung von Träumen.

Projekt „Wächter des Schlafes“ zu Träumen während des Coronavirus

Träumen Menschen während COVID-19 anders? Untersuchungen zeigen, dass wir während des Lockdowns lebendiger träumen.

So wurde „Wächter des Schlafes“ (engl. Guardians of Sleep) initialisiert, ein forschungsbasiertes Gemeinschaftsprojekt des kanadischen Museums der Träume (engl. The Museum of Dreams) & des Museums von London. Die Studie versucht besser zu verstehen, wie das Traumleben in Krisenzeiten als integraler psychologischer Prozess dient. Dafür werden Gespräche mit Mitgliedern der Londoner Öffentlichkeit geführt. Die Freiwilligen geben ihr Traumleben in eigenen Worten wieder. Dass Träume als mündliche Überlieferung von einem Museum „gesammelt“ werden, ist in dieser Form einzigartig. Das Projekt soll Februar 2021 virtuell beginnen.

Ich halte dich auf dem Laufenden.

Beiträge aus wissenschaftlichen Fachzeitschriften

Dreaming and the COVID-19 Pandemic: A Survey in a U.S. Sample
Dreaming 2020, Vol. 30, No. 3, 189–198

Dreaming in the Time of COVID-19: A Quali-Quantitative Italian Study
Dreaming 2020, Vol. 30, No. 3, 199 –215

Pandemic Dreaming: The Effect of COVID-19 on Dream Imagery, a Pilot Study
Dreaming 2020, Vol. 30, No. 3, 222–234

Pandemic Dreams: Network Analysis of Dream Content During the COVID-19 Lockdown
Frontiers in Psychology 2020, Vol. 11, Article 573961