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Werbekampagne nutzt Trauminkubation

Werbekampagne nutzt Trauminkubation

Dieser Artikel beendet die Reihe zu Schlaf-, Traum- und Inkubationspraktiken, welche in der Antike begannen und sich bis in die Gegenwart fortsetzen. Im letzten Artikel habe ich geschrieben, dass Trauminkubation „[e]ine moderne Form des Tempelschlafs“ darstellt. Genau darum soll es heute gehen. Wie weit kann Trauminkubation gehen? Lässt sie sich vielleicht steuern? Sagen wir, um Bier zu kaufen?

Gezielte Trauminkubation durch Werbung

Die Molson Coors Beverage Company (kurz „Coors„), eine der größten Brauereigruppen der Welt, erregte 2021 Aufsehen, als sie zum Super Bowl versuchte ihre Anzeige direkt in den Träumen einer Studiengruppe zu schalten.

In Kooperation mit Dr. Deirdre Barrett, einer bekannten Traumpsychologin (unter anderem Chefredakteurin der Zeitschrift Dreaming: The Journal of the Association for the Study of Dreams), wurde ein „stimulierendes“ Video mit Musikuntermalung entwickelt. Die Gruppe bestand aus 18 Freiwilligen, die sich vor dem Schlafengehen das Video ansehen und dann die Intention setzen sollten, davon weiter zu träumen. Im Schlaflabor wurden die Teilnehmer während der REM-Schlafphase geweckt und sollten von ihrem Trauminhalt berichten. Nach eigenen Angaben träumten 5 der 18 Teilnehmer von Coors Bier. Das entspricht 28 %.

Auch wenn dies nicht repräsentativ im Sinne einer statistischen Erhebung ist, verdeutlicht es die Wirkung gezielter Trauminkubation. Im Nachhinein wurde viel über die ethischen Fragen einer solchen Werbekampagne diskutiert. 35 Schlaf- und Traumforscher aus aller Welt haben sogar in einem offenen Brief auf die Gefahren des Missbrauchs durch Traumwerbung hingewiesen. Ist es vertretbar, kommerzielle Werbung in die Köpfe von Träumern zu pflanzen, selbst wenn die Träumer hierfür ihr Einverständnis gegeben haben? Oder ist unser Traumraum „heilig“? Eines hat Coors mit seiner Traumstudie erreicht: Es war 2021 in aller Munde.

Informationsquelle

Nightmare scenario: alarm as advertisers seek to plug into our dreams
The Guardian, 05.07.2021